Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

Wie komisch ist Integration – wie integrativ ist Komik?

8. Juli 2013

Der Pinguin ist zum Symbol des kreativen Protestes auf dem Istambuler Taksim-Platz geworden.

Der Pinguin ist zum Symbol des kreativen Protestes auf dem Istambuler Taksim-Platz geworden.

Erzeugt das Streben nach Integration unfreiwillig Komik? Oder ist Komik ein unverzichtbares Ventil bei zu viel Integration? Die internationale Tagung „Komik der Integration. Grenzpraktiken des Sozialen“ geht diesen Fragen vom 11. bis 13. Juli in der Konstanzer Bischofsvilla nach. Die Veranstaltung des Exzellenzclusters „Kulturelle Grundlagen von Integration“ der Universität Konstanz steht allen Interessierten offen.

Liegt im Beharren auf Unsinn vielleicht politischer Sinn? Die Tagung „Komik der Integration“ untersucht Komik als Bühne, auf der die Grenzen der Gemeinschaft ausgehandelt werden. „Die Sprengkraft von Komik liegt gerade in ihrem Potential zur Desintegration, dass sie nämlich Gewissheiten um kulturelle Identität aufbrechen und gemeinschaftsstiftende Rituale zum Kippen bringen kann“, erklärt Deniz Göktürk, Professorin am German Department der amerikanischen University of California Berkeley. Zusammen mit dem Literaturwissenschaftler Dr. Özkan Ezli von der Universität Konstanz und Uwe Wirth, Professor für Neuere deutsche Literatur und Kulturwissenschaft an der Universität Gießen, organisiert sie die Konferenz.

Schon seit Jahrhunderten versuchen die Theoretiker der Komik den Unterschied zwischen Lachen und Verlachen zu fassen. Im Sinne von Freuds Witztheorie stellt sich folgende Frage über die soziale Dimension der Komik: Wer lacht mit wem über wen, und warum? Also: welche Bande knüpft der Komiker mit seinem Publikum und wer dient dabei als Zielscheibe? Im Spannungsfeld zwischen Integration und Ausschluss schließt sich die Überlegung an, welche verborgenen Aggressionen sich durch das Ventil Komik entladen. Und wie werden Rasse, Herkunft und Nationalcharaktere beschrieben und in Szene gesetzt?

Die Tagungsvorträge behandeln ein breites Spektrum komischer Praxis von der Literatur des Mittelalters über die Migrationskomödie bis hin zum komischen Widerstand gegen die Staatsgewalt, der sich aktuell in den Protesten in der Türkei Ausdruck verschafft. Ergänzt werden diese, sozusagen als praktisches Beispiel, durch die Vorstellung des Kabarettisten Mussin Omurca „Kanakmän – tags Deutscher, nachts Türke“ am 12. Juli um 20.30 Uhr in der Werkstatt des Theaters Konstanz. Die Konferenz wird vom Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ der Universität Konstanz gefördert.